Stand 04/2025
1. Einleitung
Das Märkische Gymnasium Wattenscheid versteht Feedback und Beratung als grundlegende Elemente einer lernförderlichen Schulkultur. Sie ermöglichen eine kontinuierliche individuelle Begleitung, geben Orientierung und unterstützen persönliche und schulische Entwicklung. Beratung wird dabei als gemeinsame Aufgabe eines multiprofessionellen Teams verstanden und erfolgt im engen Dialog mit außerschulischen Kooperationspartnern. Grundlage sind das Schulgesetz NRW, insbesondere § 44 (Beratung) und § 48 (Leistungsbewertung), sowie der Referenzrahmen Schulqualität NRW.
2. Zielsetzung
Das Märkische Gymnasium Wattenscheid hat das Ziel, eine verbindliche, transparente und zugleich vielfältige Struktur der schulischen Beratung und Rückmeldung zu etablieren. Wir wollen sicherstellen, dass alle Schülerinnen und Schüler auf ihrem Bildungsweg individuell begleitet und unterstützt werden – sowohl in schulischen Leistungssituationen als auch bei persönlichen, sozialen oder emotionalen Herausforderungen. Durch dialogisches Feedback und Partizipation werden dabei gleichzeitig wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung von Unterricht und Schullleben gewonnen. Das Schulprogramm schafft dabei den verbindlichen Rahmen für Qualitätsentwicklung und individuelle Förderung.
3. Standards
Verlässliche Schullaufbahnberatung auf allen Ebenen
- Beratung durch Koordinatorinnen und Koordinatoren der Erprobungs-, Mittel- und Oberstufe zu Laufbahnentscheidungen.
- Klassenleitungen begleiten die individuelle Entwicklung ihrer Schülerinnen und Schüler durch regelmäßige Gespräche.
- Stufenleitungen der Sekundarstufe II führen individuelle Laufbahn- und Zielberatungen durch.
Spezialisierte Einzelberatung durch ausgebildete Fachkräfte
- Die Beratungslehrkraft (nach § 68 Absatz 3 Nummer 2 und 7 SchulG, § 9 Absatz 4 ADO) berät bei persönlichen und schulischen Problemlagen unter Einhaltung der Schweigepflicht.
- Die Berufswahlkoordination bietet strukturierte Begleitung im Übergang Schule – Beruf/Studium.
- Die Schulseelsorge steht für spirituelle, ethische und psychosoziale Begleitung zur Verfügung.
- Das Lerncoaching unterstützt beim Aufbau individueller Lernstrategien und Selbststeuerung.
Schulsozialarbeit als niedrigschwellige Anlaufstelle (in Vorbereitung)
- Die Schulsozialarbeit bietet Beratung, Krisenintervention, Sozialtrainings und Elterngespräche an.
- Sie ist Teil schulinterner Netzwerke zur Fallsteuerung und arbeitet eng mit Schulleitung und Beratungslehrkraft zusammen.
Sprechtage
- Einmal pro Halbjahr findet ein Elternsprechtag statt. Die Umstellung der Organisation auf eine digitale Terminvereinbarungsmöglichkeit ermöglicht die explizite Einladung von Eltern durch die Lehrkräfte. Klassenleitungen in der Erprobungsstufe kommen dem größeren Beratungsbedarf der Eltern durch zusätzliche Gesprächszeiten am Elternsprechtag nach.
- In der Sekundarstufe I findet nach den Halbjahreszeugnissen ein zusätzlicher Beratungstag für erteilte Lern- und Förderempfehlungen statt.
Strukturierte Feedbackformate
- Anlassbezogene Lernentwicklungsgespräche mit Schülerinnen und Schülern und Eltern in den Jg. 5–9.
- Nutzung einheitlicher Gesprächsprotokolle zur Dokumentation von Beratung.
Systematische Diagnostik und Förderplanung
- Erhebung von Lernständen und Unterstützungsbedarfen durch Diagnosetools und Beratungsgespräche.
- Anlassbezogene Fallkonferenzen zur individuellen Förderung auf Basis systematischer Erfassungen.
- Übergabegespräche zwischen Stufen zur Kontinuität individueller Lernbiografien.
Kooperation mit externen Partnern
Zusammenarbeit mit:
- Schulpsychologischer Beratungsstelle Bochum
- Jugendamt Bochum
- Kommunalem Integrationszentrum
- Schulaufsicht und Schulamt
- Büro für individuelle Förderung
- Netzwerk Zukunftsschule NRW
- Zielgerichtete Weitervermittlung in komplexen Beratungsfällen mit Einverständnis der Betroffenen.
4. Maßnahmen
- Überarbeitung des Beratungskonzeptes zur Erstellung eines aktuellen und einheitlichen Schemas in Zusammenarbeit mit allen beteiligten Personen und Gremien.
- Durchführung regelmäßiger Austauschtreffen (Beratungskonferenzen) durch die Koordination “individuelle Förderung”.
- Weitere Fortbildungen aller Beratungsbeteiligten zu aktuellen Themen der schulischen Beratung (z. B. Kindeswohlgefährdung, Resilienzförderung, Berufliche Orientierung).
- Schulweite Einführung und Evaluation von Schülerfeedbacksystemen in der Sekundarstufe I und II nach dem Wellbeing-Ansatz.
- Sichtbarmachung aller Beratungsangebote durch Aushänge, Infoveranstaltungen und digitale Kommunikationskanäle.
5. Evaluation (Koordination “individuelle Förderung”)
- Regelmäßige Rückmeldungen durch Evaluation der Lernentwicklungsgespräche und Beratungsgespräche via Feedbackbögen.
- Erhebung der Wirksamkeit von Förder- und Beratungskonzepten im Rahmen schulinterner Evaluationen.
- Evaluation der externen Kooperationsbeziehungen durch anlassbezogene Reflexionsgespräche mit Partnerinstitutionen.
6. Ergänzende Module
Modul 1: Konfliktprävention
Zielsetzung: Konflikte frühzeitig zu erkennen, professionell zu begleiten und präventiv entgegenzuwirken.
Standards:
- Förderung einer konstruktiven Streitkultur durch Klassenleitungen, SV-Arbeit und im Unterricht (z. B. durch Klassenregeln, Methoden sozialen Lernens, Klassenrat, …).
- Regelmäßiger Austausch im Team “Beratung” über auffällige Dynamiken.
- Die (zukünftige) Schulsozialarbeit steht als neutrale Moderatorin bei Konflikten zur Verfügung.
- Einführung eines klaren Verfahrens zur Mediation durch geschulte Lehrkräfte.
- Jährliche Schulung von Klassensprecherinnen und Klassensprecher und SV in Kommunikation und Konfliktmanagement.
- Streitschlichter-Programm
Maßnahmen:
- Aufbau eines schulinternen Mediationsprogramms.
- z.B. Teilnahme am Projekt „Stark im Miteinander“ zur Förderung sozialer Kompetenzen.
- Integration von Bausteinen zur Gewaltprävention in den Politik-, Religions- und Sportunterricht.
Evaluation:
- Erhebung der Konfliktfälle und Mediationserfolge durch die Schulsozialarbeit.
- Evaluation der Sozialtrainings durch Schülerfeedback und Lehrerkräftebeobachtungen.
Modul 2: Laufbahntransparenz
Zielsetzung: Sicherstellung einer frühzeitigen, kontinuierlichen und verständlichen Information und Beratung zu allen schulischen Laufbahnentscheidungen.
Standards:
- Zentrale Informationsabende zu den Wahlpflichtentscheidungen (WP II, EF-Wahl, LK-Wahl) durch die jeweilige Stufenkoordination.
- Anlassbezogene, persönliche Laufbahngespräche ab Klasse 8 durch Klassenleitungen und Koordinatorinnen.
- Zusammenarbeit mit der Studien- und Berufsberatung der Agentur für Arbeit.
- Schule im TalentScouting
Maßnahmen:
- Erstellung eines “digitalen Beratungskompasses” mit allen relevanten Informationen zur Schullaufbahn.
- Fortbildung des Kollegiums zur schulischen Beratungskompetenz.
- Darstellung aller Schullaufbahnmodelle in verständlicher Sprache und visualisiert über die Schulhomepage.
Evaluation:
- Feedbackrunden nach Wahlphasen (z. B. WP II, EF-Kurswahl).
- Evaluation der Informationsveranstaltungen durch Eltern und Schülerinnen und Schüler.
Modul 3: Übergangsbegleitung
Zielsetzung: Individuelle Begleitung bei allen schulischen Übergängen (Grundschule → Gymnasium, Sek I → Sek II, Schule → Beruf/Studium).
Standards:
- Übergabegespräche im Rahmen der Erprobungsstufenkonferenzen mit den Grundschulen zur Einschätzung besonderer Unterstützungsbedarfe.
- Intensive Beratung bei Übergang in EF, durch Oberstufenkoordination und ggf. Beratungsteam (Kennenlerngespräche).
- Persönliche Begleitung in der Berufs- und Studienorientierung ab Jg. 8 durch die StuBo-Koordination.
- Enge Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Schule-Beruf, lokalen Betrieben und Hochschulen.
- Angebot von Potenzialanalysen und Berufsfelderkundung in Kooperation mit Trägern.
Maßnahmen:
- Kennenlerngespräche in Jahrgang 5.
- Jährliches Übergangscoaching mit Klassenleitung (und Beratungslehrkraft) in Klasse 5.
- Organisation von „Berufsinformationswochen“ und Hochschultagen in der Qualifikationsphase.
- Vorbereitung auf Studienbewerbungen durch Workshops (z. B. Assessmenttraining).
- Lernentwicklungsgespräche zum Abschluss der Sekundarstufe I.
Evaluation:
- Erhebung der Zufriedenheit mit Übergangsbegleitung durch Schülerinnen- und Schülerbefragungen.
- Auswertung der Übergangsdaten.
Modul 4: Krisenintervention
Zielsetzung: Sicherstellung eines professionellen und einfühlsamen Umgangs mit schulischen Krisensituationen unter Einbeziehung aller relevanten Akteure.
Standards:
- Ein schulisches Krisenteam ist etabliert und arbeitet multiprofessionell (Schulleitung, SV-Lehrkräfte, Beratungslehrkraft, Schulsozialarbeit, ggf. Schulseelsorge, Klassenleitung).
- Alle Kolleginnen und Kollegen kennen das abgestimmte Notfall- und Interventionskonzept.
- In psychosozialen Krisenfällen (z. B. Todesfälle, Suizidalität, Gewaltvorfälle) erfolgt eine abgestimmte, sensible Kommunikation und Nachsorge.
- Enge Kooperation mit externen Hilfesystemen wie der Schulpsychologischen Beratungsstelle, dem Jugendamt und der Polizei.
Maßnahmen:
- Regelmäßige Schulungen des Krisenteams, z. B. durch Fortbildungen der Bezirksregierung oder externe Fachexpertinnen.
- Durchführung von Krisensimulationen und Notfallübungen (z. B. Räumungsübungen …).
- Entwicklung eines klaren Eskalationsschemas bei Kindeswohlgefährdung gemäß § 42 SchulG NRW.
- Aufbau eines internen Handlungsleitfadens für Kolleginnen zur Erkennung und Meldung von Krisensignalen.
Evaluation:
- Jährliche Reflexion der Einsätze und Strukturen des Krisenteams.
- Evaluation durch betroffene Klassen (anonymisiert), ggf. im Anschluss an Unterstützungsmaßnahmen.
- Dokumentation und Analyse der Fallzahlen zur Qualitätsentwicklung der Krisenintervention.
Modul 5: Schülerpartizipation und dialogisches Feedback
Zielsetzung: Die Schülerinnen und Schüler des Märkischen Gymnasiums Wattenscheid werden aktiv in schulische Prozesse einbezogen und erleben ihre Meinung als wirksam und bedeutsam.
Standards:
- Die Schülervertretung (SV) ist aktiv in schulische Entscheidungsprozesse eingebunden und arbeitet vertrauensvoll mit der Schulleitung zusammen.
- Regelmäßiger SV-Lehrkräfte-Dialog (z. B. SV-Seminar, Schülerratssitzungen, Gespräche mit der Schulleitung).
- Beteiligung von Schülerinnen und Schüler an Qualitätsentwicklung (z. B. in Steuergruppen oder Projekten).
Maßnahmen:
- Rückmeldeformate für Schülerinnen zu Unterricht, Schulklima und Organisation werden etabliert.
- Durchführung von Schülerbefragungen zu Unterrichtsqualität, Schulklima und digitalem Lernen.
- Einführung eines „Feedbacktages“ pro Halbjahr, an dem Klassenleitungen strukturiertes Feedback auswerten.
- Beteiligung von Schülerinnen und Schüler an der Schulentwicklung über ein partizipatives Projektformat („MGWAT macht mit!“).
Evaluation:
- Auswertung der Feedbackbögen im Klassenrat oder mit Klassenleitung.
- Evaluation der SV-Arbeit durch jährliche Umfrage.
- Analyse der Schülerbeteiligung an Schulentwicklungsprojekten (z. B. Teilnahmequoten, Ideenübernahmequote).